Parfüm ist warscheinlich eines der urtümlichsten Produkte unseres Alltags. Es wurde von der Antike bis heute benutzt. Durch diese Sammlung reisen wir in die Zeit zurück und entdecken vieles über die Geschichte des Parfums, seine Höhepunkte und seine Entwicklung.
Das Wort Parfüm stammt aus dem Lateinischen per fumum (durch Rauch), denn vor der Anwendung moderner Parfümtechniken wurden die ersten Düfte durch das Verbrennen von Holz, Harz oder komplexeren Mischungen erhalten.
Dieser Rauch ermöglichte die Kommunikation mit dem Jenseits. Im Laufe seiner Geschichte hatte das Parfum drei Funktionen : die Götter zu ehren, Krankheiten zu bekämpfen und zu verführen.
DAS ÄGYPTISCHE ALTERTUM
Von allen großen Zivilisationen der Antike ist Ägypten diejenige, die die Geschichte des Parfüms am stärksten geprägt hat. Die Ägypter waren die ersten Parfümeure. Zu dieser Zeit gab es viele religiöse Rituale in denen Parfüm und Weihrauch verwendet wurden.
Die Gefäße die hier n.10 ausgestellt sind, waren für die Rituale der Begräbniseinbalsamierung bestimmt.
Sie haben keine Verschlüsse, da sie den Seelen erlaubten, in den Himmel aufzusteigen. Zu dieser Zeit wurde Parfüm nicht nur aus religiösen Gründen verwendet, sondern auch als Schönheitsattribut.
Die Kajalgefäße, die Sie unter den Nummern 3, 4 und 5 sehen können, gehören zu den ältesten Objekten in der Sammlung des Hauses Fragonard. Sie können als die ersten kosmetischen Produkte der Welt angesehen werden. Sie enthielten das, was heute als Khôl-Stifft oder Eyeliner bekannt ist, um sich die Augen zu schminken.
DAS GRIECHISCHE UND RÖMISCHE ALTERTUM
In der griechischen Antike wiederum war der Körperkult ein gesellschaftliches Phänomen. Als Reisende und Händler entwickelten die Griechen den Handel von Parfum und Rohstoffen. Sie gestallteten die ersten Parfümflaschen um das Parfüm leichter zu transportieren.
Aromastoffe und Parfüms wurden zum ersten Mal in Tonflakons mit unterschiedlichen Größen und Formen verkauft, wie Sie sie in Nummer 1 und 2 sehen.
Als ideales Behältnis wurde die Glasflasche erstellt, weil man Glas leicht bearbeiten und stilisieren konnte. Wie die Flasche Nr. 8, die Janus darstellt: eine römische Göttin mit zwei Köpfen, die den Anfang und das Ende symbolisiert. Dieser Flakon aus gepresstem Glas ist ein wunderbares Beispiel für die römische Kunstfertigkeit, Glas so zu bearbeiten, dass es dünn und durchsichtig wird. Im Gegensatz zu Gefäßen aus Holz oder Ton verändert sich die Farbe oder der Duft des Parfüms nicht.
FLÄSCHCHEN UND POMANDER
Nähern Sie sich nun dem nächsten Schaufenster, um die Epoche zu wechseln.
Im Mittelalter begann man, Parfüms zu verwenden, um sich vor Krankheiten zu schützen. Die Menschen glaubten, dass Bakterien durch Gerüche übertragen werden könnten und das Parfüm es verhinderte.
Daraufhin wurden diese wunderschönen kleinen Objekte erfunden, die “Pomander”, auch Duftkästchen genannt.
Das Haus Fragonard besitzt eine der reichsten und vollständigsten Sammlungen von Pomanders. Diese kleinen Objekte, die auch “pomme de senteur” oder “pomme d’ambre” genannt wurden, waren oft in Viertel unterteilt und dienten zur Aufbewahrung von Trockenparfüms oder kleinen Duftschwämmen.
Das Prinzip, sich mit flüssigem Parfüm zu parfümieren, war nicht mehr zeitgemäß, da man unter anderem glaubte, dass die Pest durch Wasser zirkuliert, weshalb man Trokenparfüm verwendete.
Die starken Duftstoffe, die man in den Pomander hineinsteckte, sollten dann angeblich vor Epidemien schützen. Pomander wurden am Gürtel, als Anhänger oder in der Hand getragen. Sie waren Teil des Schmucks und wurden wie echte Schmuckstücke verarbeitet, wie z.B. die Objekte Nr. 9 und 15.
DIE KUNST DER FLASCHENHERSTELLUNG
Sie können sich nun der nächsten Vitrine nähern. Die Kunst der Flakonherstellung entwickelte sich ab der Renaissance immer weiter und erreichte im 17. und 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Die in dieser Vitrine ausgestellten Flakons berichten von der Mode der Parfümflakons, die sich im 18. Jahrhundert verbreitete.
Die französische Aristokratie hat durch den täglichen Gebrauch des Porzellans zur dessen Ausstrahlung beigetragen. Diese Flakons sind wahre Schmuckstücke, Sie sind Schätze der Kristall- und Porzellankunst sowie der Goldschmiedekunst. Einige von ihnen sind sogar Träger geheimer Botschaften, können Sie sie sehen?
Die Flasche n.6 wurde in England hergestellt, sie besteht aus Gold, Emaille und Achat. Sie trägt die Inschriften “Fidélité” (Treue) und “Qui me néglige me perd”, auf der Basis (“Wer mich vernachlässigt, verliert mich”).
Die Hygiene war zu dieser Zeit minimal. Der Geschichte nach soll sich der Sonnenkönig in seinen 71 Lebensjahren nur fünfmal gewaschen haben.
DIE TOILETTENUTENSILIEN VON MARIE-ANTOINETTE
Am Hof von Marie-Antoinette und Ludwig der XVI. wurden die Düfte immer zarter und erinnerten an die blühenden Gärten von Trianon. Marie-Antoinette, Königin von Frankreich und Navarra, war äußerst kokett/elegant/raffiniert und eine große Parfümliebhaberin.
Sie trug zur Entwicklung der Toilettenartikel und zur Verbreitung von Blumendüften bei.
Hier befindet sich ein Parfumset in Buchform, das mit rotem Marokko-Leder überzogen ist und diese Kunst widerspiegelt. Es trägt das Wappen der Königin Marie Antoinette in Gold und auf dem Rand steht “Pensée chret.” d. h. “Christlicher Gedanke”. Im Inneren befinden sich zwei Flakons aus geschliffenem Glas und silberne Stöpsel.
DIE TOILETTENUTENSILIEN UND TUGENDOBJEKTE
Wenn Sie weiter nach rechts gehen, können Sie in der nächsten Vitrine die Toilettenartikel und Tugendgegenstände sehen.
Diese luxuriösen, aus kostbaren Materialien gefertigten Kästchen enthielten alle möglichen kleinen Gegenstände, die mit Schönheit zu tun hatten: Fragonard zeigt Ihnen das sehr geheime Innere dieser Kästchen.
Schauen Sie sich Objekt Nr. 1 an, ein grün lackiertes Taschenset aus Gold mit 13 Toilettenutensilien. In dieser Vitrine finden Sie auch andere Schönheitsgegenstände wie Parfümkästchen, Schmink- und Rougekästchen, Salbendosen und vieles mehr.
Das Objekt Nr. 7 ist eine Schönheitsfleckenschachtel. Vielleicht haben Sie schon einmal von den falschen Schönheitsflecken gehört ? Es waren kleine Stücke aus schwarzem Samt die man mithilfe von festem Parfüm auf die Haut kleben konnte. Sie wurden auf das Gesicht geklebt, um den weißen Teint zu betonen und Unreinheiten, zu verdecken. Später wurden sie verwendet, um die Laune und Persönlichket ihres Trägers anzuzeigen. Ein Schönheitsfleck im Augenwinkel bedeutete “die Leidenschaftliche”, auf den Lippen “die Verspielte”, am Kinn “die Diskrete” und auf der Brust “die Großzügige”.
DIE REISEUNTENSILIEN
In der nächsten Vitrine entdecken Sie diese wunderschöne Reisekiste. Sie ist ein Erinnerungsstück aus der Zeit, als die Aristokraten zu reisen begannen.
Diese Schatulle war ein Geschenk des Herzogs von Berry an seine erste Frau Amy Brown.
Es ist selten, eine vollständige Reisekiste zu finden, wir haben das Glück, eine solche zu besitzen. Sie enthält mehr als 100 unterteilte Gegenstände (Flakon, Bürste, Spiegel, Teekanne, Kaffeekanne, Zuckerdose, Milchkännchen, Nähzeug…).
DIE POTS POURRIS
Treten Sie nun näher an die Vitrine mit dem Potpourri heran.
Im 18. Jahrhundert fand man dieses raffinierte Objekt in den Häusern. Damals war es sehr beliebt und jede wohlhabende Person besitze ein um ihre Wohnung zu parfümieren.
Das Potpourri ist eine Mischung aus getrockneten Pflanzen und Blumen, die aufgrund ihrer Düfte und Aromen ausgewählt wurden. Diese Mischung wird in den Topf gegeben, der hier ausgestellt ist. Im Deckel sind kleine Öffnungen vorhanden, durch die die Gerüche entweichen können. Dieser Topf hier besteht aus chinesischem Porzellan.
DER AUFSCHWUNG DER PARFUMERIE IM 19. JAHRHUNDERT
Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Verführung, Parfums werden durch den Aufstieg der Bourgeoisie demokratisiert. Bälle, Empfänge, Theater und Opern sind Orte, an denen die Elite raffinierte Düfte trägt, die von Luxus und Reichtum zeugen.
Die Konsumgesellschaft entwickelt sich, und durch die Frauenpresse werden Wünsche und Bedürfnisse geschaffen.
Der Kaiser lässt von den größten Parfümeuren Parfums für seine Geliebten zusammenstellen.
Man trägt ein Parfum wie ein Schmuckstück, der Flakon ist die Hülle, die das Parfum veredelt.
Beachten Sie die Raffinesse und Originalität des Flakons Nr. 7 in Form eines Schwanenkopfes, des Flakons Nr. 5 in Form eines Ringes oder des Flakons Nr. 16 in Form einer Pistole.
Es ist das Jahrhundert des Eau de Cologne, sowohl für Männer als auch für Frauen. Es wurde sogar übermäßig verwendet oder konsumiert, wie Napoleon Bonaparte, der sogar regelmäßig davon trank und es auch seinen Bädern hinzufügte. Er konnte bis zu 40 Liter pro Tag verbrauchen.
DIE MODERNE PARFUMERIE
Sie konnen jetzt bis zum nächsten Schaufenster weitergehen um die Flakons des 20. Jahrhunderts zu entdecken.
Das 20. Jahrhundert ist von der Verbindung von Parfümeuren und Kristallglasherstellern geprägt. Um ihre Kundschaft zu verführen, greifen die Parfümeure auf das Können von Kristallmeistern zurück.
Wie Sie sehen können, wurden viele der hier ausgestellten Flakons von René Lalique, einer der größten Glasbläsermeister seiner Zeit, hergestellt. Von ihm stammen die wunderschönen Flakons für das Haus Fragonard, die hier Nummer 8 und Nummer 10 ausgestellt sind. In dieser Epoche fallen auch die sogenannten Couture-Flakons auf, wie die von Elsa Schiaparelli, hier Nummer 14 bis 20, die echte Kunstobjekte sind. Ebenso überraschend ist das Objekt Nummer 21, das in Wirklichkeit eine Puderdose in Form einer Telefonwählscheibe ist, die der berühmte Künstler Salvador Dali für Elsa Schiaparelli entworfen hatte.
DER FLAKON BELLE DE NUIT
Beenden wir schließlich unsere Reise durch die Zeit und die Geschichte des Parfums, indem wir einen Moment vor dem letzten Schaukasten stehen bleiben.
Ich lasse Sie den Flakon Belle de nuit entdecken, der legendäre Duft des Hauses, der 1946 kreiert wurde und seitdem einer unserer größten Erfolge ist.
Der Name Belle de nuit stammt von einer südamerikanischen Blume, die im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht wurde. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie sich nachts voll öffnet, um sich dann am frühen Morgen wieder zu schließen.
Diese Blume ist auch unter dem Namen Wunder von Peru bekannt.
Der Flakon, der in den 1940er Jahren entworfen wurde, ist ebenfalls emblematisch.
Dieser Duft wird auch heute noch in unseren Fabriken hergestellt und wir würden uns freuen, wenn Sie ihn am Ende Ihres Besuchs riechen würden. Dieses Parfum hat eine unglaubliche Zeitlosigkeit und wir hoffen Sie damit zu überzeugen.
Wir begeben uns nun in den nächsten Raum. Vergessen Sie nicht, den QR-Code in der Türöffnung zu scannen, um mehr über die Geheimnisse der Herstellung zu erfahren.
FRAGONARD PARFUMEUR
Das Parfumhaus Fragonard, ein Familienunternehmen mit althergebrachtem Know-how, wurde 1926 in der Stadt Grasse gegründet.